Analyse der Lernsituation
In diesem Kapitel wird die geplante und durchgeführte Lernsituation „Server zur Mitarbeiterschulung einrichten“ nach den Maßgaben des allgemeinen schulpraktischen Seminars und anhand der entwickelten Leitfragen (siehe Einleitung) analysiert. Dazu wird wegen der Besonderheit des außerschulischen Lernortes der Außentermin bzw. die Durchführungsphase der Lernsituation analysiert. Anschließend werden die einzelnen Leitfragen detailliert betrachtet.
Grundlage für die Analyse bilden Beobachtungen während der Lernsituation, die Bewertung der Schülerprodukte, Befragungen der Schüler, ein am Ende durchgeführter Test.
Analyse der Durchführungsphase
Vierzehn Schüler arbeiteten während der Durchführungsphase wie geplant zu Hause an ihren Server-Systemen. Zum Schluss des Außentermins waren zehn Server-Systeme öffentlich über das Internet erreichbar, zwei weitere Schüler haben ihren öffentlichen Server abends nach der regulären Schulzeit nachgereicht. Dies ist eine hohe Erfolgsquote, die auf eine effektive Vorbereitung und auf den hohen Motivationsfaktor des Außentermins (siehe Leitfrage 2) zurückzuführen ist.
Allerdings sind überraschend sechs statt der erwarteten zwei Schüler in der Schule erschienen (siehe Kapitel 5). Aufgrund der aufwändigen Online-Betreuung konnten die sechs in der Schule anwesenden Schüler nicht in notwendigem Maße betreut werden. Dies gilt vor allem für die vier Schüler, die ohne Absprache in der Schule erschienen. Hier wäre bei der Planung ein Verschieben des Außentermins zu einem Unterrichtstag, an dem zwei Lehrkräfte im Labor sind, empfehlenswert gewesen. Gleichzeitig war die Online-Betreuung anfangs wegen der Aufgabenverteilung an die anwesenden Schüler lückenhaft, wie an folgendem Ausschnitt aus dem Chat-Protokoll deutlich wird:
Alle zuhause arbeitenden Schüler konnten weitestgehend selbstständig – belegt durch Screenshots – ihren Server lokal einrichten. Die Vorbereitung in der Informations- und Planungsphase durch das Einrichten einer virtuellen Testumgebung hat sich hier als wirkungsvoll erwiesen. Für die Konfiguration der Zugangsgeräte, die in der Schule nur exemplarisch vorgestellt und nicht geübt werden konnte, war eine intensivere Online-Betreuung notwendig. Trotz Hilfestellungen konnte die Konfiguration von zwei Schülern nicht realisiert werden, so dass deren Server-Systeme nicht öffentlich zu erreichen waren. Eine gezieltere Vorbereitung auf diesen Aufgabenteil wäre für diese Schüler hilfreich gewesen, kann aber wie bereits dargelegt nur exemplarisch erfolgen.
Die Schüler erhielten in einem Evaluationsbogen die Möglichkeit, eine allgemeine Einschätzung zu der Lernsituation abzugeben (siehe Anhang) und benannten dort ebenfalls einige der genannten Probleme (Auswahl):
Positive Einschätzungen | Negative Einschätzungen |
das Projekt war sehr gut geplant (sehr lehrreich) das wir in der Schule nachdem wir irgendetwas eingerichtet haben uns nochmal zusammengesessen haben und alles zusammen besprechen gut war das wir Server besprochen haben ich finde, das es jede Klasse mit Ihnen machen sollte ich bin wunschlos glücklich dadurch das bei mir alles einwandfrei geklappt hat wüsste ich nicht was man besser bzw. nicht so gut war mehr mit Servern arbeiten | zu langer Zeitraum mehr eigenständige Arbeit (weniger Gruppenarbeit), dadurch konnte man einige male nicht alles mitbekommen durch die geteilten Arbeitsaufträge dass man uns nicht ins kalte Wasser schmeißt und vorher über unser Thema mehr beigebracht wird mehr Theorie Unterricht |
Im Anschluss an diese erste allgemeine Einschätzung wird die Durchführungsphase in der folgenden Tabelle nach einem Modell zur Unterrichtsanalyse aus dem schulpraktischen Seminar schrittweise analysiert, um Entwicklungspotentiale und Alternativen zu verdeutlichen:
Performanz | Entwicklungspotential | Alternativen |
Schüler melden sich am Chat-Server an bzw. erscheinen in der Schule Lehrer kontrolliert die Anwesenheit | Unübersichtliche Betreuungssituation durch die überraschend in der Schule erschienen Schüler höhere Schüleraktivität | Einer der geplant in der Schule anwesenden Schüler übernimmt die Kontrolle der Online-Anwesenheit und die Begrüßung zweiten Lehrer zur Unterstützung einplanen |
Schüler richten vor Ort entsprechend der Testumgebung den Server mit den Schulungsunterlagen ein und testen die Funktion Lehrer unterstützt beratend die Schüler | – | – |
Schüler konfigurieren den DSL-Router, sodass der Server über das Internet erreichbar ist, testen die Erreichbarkeit mit einem Kollegen und protokollieren die Konfiguration Lehrer unterstützt beratend die Schüler und protokolliert die Abnahme | Effektivere Hilfestellung bei Problemen höhere Schüleraktivität | Schüler, die ihren Server bereits funktionsfähig eingerichtet haben, übernehmen den Support für Schüler mit Problemen Einer der geplant in der Schule anwesenden Schüler übernimmt die Abnahme der lauffähigen Server-Systeme |
Schüler bearbeiten online bei fünf Kollegen die Schulungsunterlagen anhand der bereitgestellten Übungsfragen | Flexiblere Zuordnung der zu bearbeitenden Themen, um Wartezeiten zu vermeiden | Zuordnung der Themen erst im Laufe der Durchführungsphase, wodurch ein zusätzlicher Anreiz geschaffen wird (Wahlfreiheit), schnell fertig zu werden |
Insgesamt hatte die Qualität der Arbeitsprodukte im Gegensatz zur Informations- und Planungsphase (siehe Kapitel 5) aufgrund der dargestellten Probleme eine größere Spannweite, sie reichte von mangelhaft bis sehr gut. Die folgenden Screenshots zeigen zwei der über einen eigenen DNS-Namen öffentlich zugänglichen Server-Systeme:
Analyse der Leitfragen
Leitfrage 1: Welche Vor- und Nachteile bietet die Erarbeitung der Lernsituation an dem hier gewählten außerschulischen Lernort?
Wie bereits dargelegt, bietet der außerschulische Lernort als wesentlichen Vorteil zahlreiche neue Möglichkeiten bei der Einrichtung von Server-Systemen, die bei der Einrichtung im Schulnetz so nicht gegeben sind (siehe Kapitel 2):
- Vielfalt bei den Zugangsgeräten
- Einrichtung von Server-Systemen unter realen Bedingungen
- Individuelle Konfiguration des DSL-Anschlusses
- Einbindung weiterer Tools und Dienste
- Öffentlich zugängliche Server-Systeme
- Nutzung von Fernverwaltungstools und anderer Server-Dienste zur Kommunikation
Diese Vorteile des außerschulischen Lernortes wurden teilweise durch die Schüler im Evaluationsbogen (siehe Anhang) ebenfalls formuliert, wobei auch „schüler-typische“ Vorteile genannt wurden:
es hat mir die Möglichkeit gegeben, mich intensiv mit meinem Router zu beschäftigen
neue Probleme, die gelöst werden müssen
Arbeit mit der eigenen Hardware
man nähert sich dem allgemeinen Arbeitsleben
viele praktische Arbeitsaufträge
gefallen hat mir das, dass ich nicht 2 Stunden für den Weg verbraucht habe
ich konnte länger schlafen
Durch den außerschulischen Lernort wird daher als weiterer Vorteil die Relevanz des Gelernten für die spätere berufliche Praxis stark erhöht. Die Relevanz für die berufliche Praxis wurde auch von den Schülern überwiegend positiv beantwortet:
Können sie das Gelernte in der beruflichen Praxis nutzen?
sehr gut = 7
gut = 9
kann sein = 3
überhaupt nicht = 1
Das Arbeitsprodukt eines eigenen, öffentlich erreichbaren Server-Systems hatte somit einen vergleichsweise hohen Komplexitätsgrad und bot einen großen Motivationsfaktor (siehe Leitfrage 2). Die Entscheidung für den außerschulischen Lernort hat insgesamt dazu beigetragen, dass die Lernsituation einen authentischeren Rahmen und damit einen wesentlich berufspraktischeren Bezug bekommen hat. Die neuen Ausbildungsinhalte und die erweiterte berufliche Handlungskompetenz sind große Vorteile des außerschulischen Lernortes.
Die Rückmeldungen der Schüler zeigten, dass der außerschulische Lernort zudem sehr viel selbstverantwortliche Personal- und Sozialkompetenzen gefördert hat. Die Schüler wussten sich – mehr als vom Lehrer erwartet – selbst zu helfen und nutzten neben den „offiziellen“ Kommunikationswegen zahlreiche weitere Möglichkeiten. Dies konnte während der Durchführungsphase beobachtet und durch den Evaluationsbogen bestätigt werden:
Welche anderen Medien haben Sie zur gegenseitigen Kommunikation genutzt?
Facebook (11 Schüler), MSN (9), ICQ (3), Jappy (1), normaler Chat (1), Skype (4), Telefon (4), E-Mail (2), Teamviewer (4), eigener Chat-Server (1)
Insbesondere die Verwendung von Teamviewer ist hier hervorzuheben, da die Schüler dieses Tool erst während dieser Lernsituation durch die Schulungsunterlagen eines Mitschülers kennengelernt haben. Der „eigene Chat-Server“ war bereits vor dieser Lernsituation aktiv.
Die Kommunikation der Schüler untereinander mit ihren eigenen Mitteln wurde insgesamt besser bewertet als die Kommunikation über den „offiziellen“ Chat-Server:
Wie hilfreich beurteilen Sie die Kommunikationsmöglichkeiten während der Durchführungsphase?
- Lehrer-Betreuung über den Chat-Server
sehr gut = 6
gut = 8
kann sein = 2
überhaupt nicht = 2- gegenseitiger Austausch über den Chat-Server
sehr gut = 5
gut = 9
kann sein = 2
überhaupt nicht = 2- gegenseitiger Austausch über sonstige Wege
sehr gut = 8
gut = 6
kann sein = 2
überhaupt nicht = 2
Weiterhin wurde in den Einschätzungen der Schüler deutlich, dass der neue Lernort für die Schüler auch Auswirkungen auf die Lern- und Arbeitsatmosphäre hatte. Diese wurde von den meisten Schülern positiv eingeschätzt (Auswahl):
Einzelarbeit
Selbstständigkeit
mehr Motivation durch freie Zeiteinteilung
man kann sich stärker konzentrieren
freie Zeiteinteilung
mehr Ruhe
es war möglich gleichzeitig zu arbeiten, zu rauchen und Kaffee zu trinken
weniger Ablenkung
hohe Ablenkung (Fernseher, Radio, Videospiele, etc.)
zu Hause entspannter
das wir zu Hause arbeiten konnten und es somit ruhig war
ich konnte während der Arbeit Musik hören<
Hier wäre es interessant, diese Ergebnisse mit den Schülern zu diskutieren und zu überlegen, wie die Lern- und Arbeitsatmosphäre in der Schule entsprechend verändert werden kann.
Der neue Lernort hatte jedoch auch Nachteile. So barg jedoch auch einige unvorhergesehene technische Probleme, die in den verschiedenen PC-Konfigurationen bei den Schülern begründet waren. Beispielsweise zeigte sich, dass der Webserver Apache nicht aufgerufen werden konnte, wenn parallel das Programm Skype genutzt wurde. Eine Hilfestellung durch den Lehrer war dabei nur begrenzt möglich. Einige Schüler nahmen diese Herausforderung an und begannen sehr motiviert mit der Fehlersuche (siehe Leitfrage 2), sodass beispielsweise das Problem mit Skype gelöst werden konnte. Einzelne Schüler reagierten weniger motiviert und stellten die Arbeit fast vollständig ein.
Allgemein wurden die eingeschränkten Betreuungsmöglichkeiten als Nachteil des neuen Lernortes genannt. Der Einsatz von Server-Systemen zur Kommunikation konnte die direkte Lehrer-Schüler-Kommunikation nur teilweise ersetzen. Wobei einige Schüler die schlechtere Betreuungssituation auch als Vorteil bzw. Herausforderung sahen:
negative Einschätzungen: | positive Einschätzungen: |
Hilfestellung ist nicht ganz so effektiv zu lange Wartezeit bei Fragen zu Problemen keine Fragen an den Lehrer persönlich wenig Unterstützung möglich langsamere Bearbeitung der Fragen an den Lehrer | Hilfe bei Problemen Können ohne Lehrer wird abgefragt man muss Problem selber lösen Datenaustausch mit Schülern mir hat die Hilfe geholfen, die wir im Chat bekommen haben gefallen hat mir die Betreuung im gesamten Zeitraum kompetente Hilfe durch den Lehrer (kaum Google genutzt) |
Bei der Gewährleistung einer zufriedenstellenden Betreuung bzw. Kommunikation gibt es noch Entwicklungspotential. Der Chat-Server „Live-Zilla“ hat sich zwar bei der Einrichtung durch die geringe Komplexität als geeignet erwiesen, wurde aber im Praxiseinsatz von den Schülern als nicht ausreichend bzw. zu komplex bewertet. Alternativ könnte ein anderer Chat-Server verwendet werden, oder die Kommunikation wird mehr auf öffentlich zugängliche und für die Schüler bekanntere Chat-Dienste verlagert. Auch dies wurde im Evaluationsbogen explizit als Verbesserungsvorschlag von den Schülern formuliert:
ein konventioneller Chat-Service mit den man vertraut ist, ist meiner Meinung nach eine bessere Kommunikationsebene
vielleicht ist es besser, ein HTTP-Chat zu nutzen, das LiveZilla-Chat ist für mich zu kompliziert und hat zu viele Funktionen, die man nicht wirklich braucht
Leitfrage 2: Kann durch den neuen Lernort und durch das neue Medium Server- Systeme eine höhere Lernmotivation beobachtet werden?
Bis auf den durchgängig fehlenden Schüler ließ sich bei fast allen Schülern eine hohe Lernmotivation während der Lernsituation beobachten. Zu Beginn wurde die Ankündigung, zu Hause arbeiten zu können, von den Schülern fast schon euphorisch begrüßt. Die anfängliche Euphorie sank im Laufe der Zeit mit der Erkenntnis, dass bei „zu Hause arbeiten“ der Schwerpunkt auf „arbeiten“ lag. Das Arbeiten am neuen Lernort wurde aber von den meisten Schülern am Ende der Lernsituation positiv bewertet (siehe Leitfrage 1).
Der Außentermin am neuen Lernort hatte in mehrerer Hinsicht eine motivierende Wirkung:
- die Aussicht, einen eigenen öffentlich zugänglichen Server einzurichten, was in der Schule so nicht möglich ist, bildete ein für die Schüler interessantes Arbeitsprodukt. Bereits beim Einrichten der Testumgebung zeigten sich die Schüler sehr begeisterungsfähig, wenn ihre Server-Systeme im Schulnetz erreichbar waren. Im Rückblick zeigten sich die Schüler sehr stolz auf ihre Arbeitsprodukte bzw. sehr frustriert über ihren nicht öffentlich erreichbaren Server. Einige Server-Systeme blieben auch nach dem Außentermin im Netz.
- der feste Außentermin, an dem jeder Schüler mehr oder weniger allein für sein Arbeitsprodukt verantwortlich war, erzeugte bei den Schülern einen positiven Stress, die Vorbereitungen abgeschlossen zu haben. Viele Rückfragen im letzten Block vor dem Außentermin, „ob das dann auf dem eigenen Rechner auch wirklich genauso funktioniert“, oder nach den „Konsequenzen, wenn etwas nicht funktioniert“, zeigten, dass der Spannungsbogen zum Außentermin entsprechend aufgebaut war.
- die Kommunikation und gegenseitige Unterstützung – eine in der Klasse vergleichsweise hohe Kompetenz (siehe Kapitel 3) – hatte während des Außentermins ein sehr hohes qualitatives und quantitatives Niveau. Mit hoher Motivation haben die Schüler neben den offiziellen Kommunikationswegen zahlreiche weitere Kommunikationsmöglichkeiten erschlossen und erfolgreich genutzt (siehe Leitfrage 1).
- die feste Zuordnung, wer welche Schulungsunterlagen online anhand der von den Schülern entwickelten Übungsfragen bearbeitet, ergab eine gegenseitige Abhängigkeit, da die zugeordneten Schüler auf das Server-System mit den Schulungsunterlagen warteten, um diese bearbeiten zu können. Hier motivierten sich die Schüler gegenseitig nochmals sehr stark.
- Größtenteils zeigten die Schüler eine große Motivation bei der Fehlersuche bei unvorhergesehenen technischen Schwierigkeiten (siehe Leitfrage 1)
In dem Evaluationsbogen zur Lernsituation „Server zur Mitarbeiterschulung einrichten“ (siehe Anhang) konnten die Schüler zu den verschiedenen Lernorten und zu ihrer Motivation bei dieser Arbeitsaufgabe Stellung nehmen.
Hat Sie die Möglichkeit, zu Hause statt in der Schule zu arbeiten, mehr motiviert?
Ja (14) Nein (6)
Die Einschätzung der Schüler deckt sich also mit den Beobachtungen während der Lernsituation. Bezogen auf die verschiedenen Phasen bzw. Teilaufgaben wurde eine durchgehend hohe Motivation von den Schülern angegeben. Das Einrichten des Servers während der Durchführungsphase hat die Schüler nach eigener Einschätzung am meisten motiviert:
Geben Sie eine Einschätzung zu Ihrer Motivation bei den einzelnen Aufgaben an.
- Erstellen der Dokumentation für die Schulung
sehr gut = 2
gut = 12
kann sein = 4
überhaupt nicht = 2- Erstellen der Testumgebung
sehr gut = 7
gut = 8
kann sein = 4
überhaupt nicht = 1- Einrichten des Servers
sehr gut = 9
gut = 6
kann sein = 4
überhaupt nicht = 1- Bearbeiten der Übungsfragen von den Kollegen
sehr gut = 5
gut = 9
kann sein = 6
überhaupt nicht = 0
Im Zusammenhang mit der Leitfrage 1 wurden bereits Schüler zitiert, die eine angenehmere Lern- und Arbeitsatmosphäre als Vorteil benennen, der sie zusätzlich mehr motiviert hat. Ein weiterer Beleg für die hohe Motivation bei den Schülern ist die freiwillige Zusatzarbeit, eine komplette Dokumentation über alle Schulungsthemen zu erstellen.
Im Gegensatz dazu stehen die „Motivationskonflikte“ bei einigen Schülern wegen der kurzfristig angesetzten Klausur im Anschluss an den Außentermin (siehe Kapitel 5). Ein Schüler blieb während der gesamten Durchführungsphase offline, d.h. fehlte unentschuldigt, und vier weitere Schüler erschienen wegen der Klausur nicht abgesprochen in der Schule, wo sie wenig Selbstmotivation zeigten, sich mit ihren Server-Systemen zu beschäftigen.
Leitfrage 3: Bilden die eingerichteten Server-Systeme eine geeignete Lernumgebung, so dass sowohl bei der Einrichtung als auch bei den dort abgebildeten Inhalten eine Kompetenzentwicklung beobachtet werden kann?
Im Bereich der Personal- und Sozialkompetenzen (siehe Kapitel 3 und 4) konnte eine hohe Kompetenzentwicklung bei den Schülern beobachtet werden:
- Die Kommunikation untereinander und die gegenseitige Unterstützung wurden durch die individualisierten Arbeitsprodukte (eigene Server-Systeme und eigene Schulungsunterlagen) in allen Phasen der Lernsituation gefordert. In der Durchführungsphase zeigte sich das vor allem durch die hohe Kommunikationsdichte und die teilweise von den Schülern selbstständig eingerichteten Kommunikationsmittel (siehe Leitfrage 1).
- Die Lernbereitschaft war insbesondere bei der Einrichtung der Server-Systeme bei den meisten Schülern sehr hoch (siehe Leitfrage 2).
- Die selbstständige Bearbeitung von komplexen Kundenaufträgen unter möglichst realen berufspraktischen Bedingungen stellte für die Schüler eine große Herausforderung dar, die von einem Großteil der Schüler sehr erfolgreich bearbeitet wurde, bei einzelnen Schülern jedoch teilweise große Unsicherheiten auslöste und nur mit intensiver Unterstützung des Lehrers bewältigt werden konnte.
Insbesondere durch eine verbesserte Betreuung während des Außentermins (siehe Leitfrage 1) und durch eine bessere Organisation der Rückmeldungen zu den Schulungsunterlagen (siehe Kapitel 5) könnte den Schülern mehr Sicherheit vermittelt werden. Andere Unsicherheitsfaktoren (Zeitdruck durch festen Außentermin, hohe Verantwortung für das Arbeitsprodukt, etc.) sind beabsichtigt und positiv für die Kompetenzentwicklung gewesen und sollten daher evtl. auch in anderen Lernsituationen verstärkt werden.
Im Bereich der Fachkompetenz konnte die angestrebte Kompetenzentwicklung (siehe Kapitel 4) bei den meisten Schülern anhand der festgelegten Indikatoren beobachtet werden. Die erstellten Arbeitsprodukte hatten eine hohe Qualität, ausgenommen bei dem während der gesamten Lernsituation fehlenden Schüler. Dies gilt sowohl für die erstellten Schulungsunterlagen und die eingerichteten Testumgebungen während der Informations- und Planungsphase, für die eingerichteten Server-Systeme und erstellten Unterlagen während des Außentermins als auch für die Bewertungen der Schulungsunterlagen und die Testergebnisse in der Bewertungs- und Dokumentationsphase. Die Vorteile des außerschulischen Lernortes (siehe Leitfrage 1) erlaubten eine zusätzliche fachliche Kompetenzentwicklung. Die prozessbezogenen Indikatoren konnten durch Beobachtungen während der Lernsituation überprüft werden.
Der am Ende der Lernsituation durchgeführte Test bietet eine weitere Möglichkeit, den Zuwachs der Fachkompetenz zu beurteilen. Er beinhaltete einen allgemeinen Teil, der von allen Schülern zu bearbeiten war, und einen speziellen Teil, in dem die Schüler sich die Fragen aussuchen konnten. Die Schüler waren im Vorfeld über den Test informiert.
Im allgemeinen Teil wurden Grundlagen zur Einrichtung von Server-Systemen abgefragt (NAT, TCP, etc.). Diese Inhalte wurden in der vorherigen Lernsituation (siehe Kapitel 3) durch Referate, Laborübungen und sonstige Übungsaufgaben vermittelt. Am Ende der vorherigen Lernsituation wurde ein Test geschrieben, der hier als Referenz dient. Durch den Vergleich der Testergebnisse aus der vorherigen Lernsituation und den Ergebnissen aus dem allgemeinen Testteil nach dieser Lernsituation kann eine Einschätzung dazu abgegeben werden, ob die praktische Anwendung dieser vorher erlernten Kenntnisse eine Verbesserung der Fachkompetenz zur Folge hat. Zum Vergleich wird zusätzlich der Mittelwert der Zeugnisnoten in dieser Klasse angegeben:
Note (Mittelwert) | |
vorheriger Test | 3,1 |
aktueller Test (allgemeiner Teil) | 2,7 |
Zeugnisnoten | 3,2 |
Es lässt sich also schlussfolgern, dass die individuelle praktische Anwendung der vorher vermittelten Kenntnisse einen durch die Testergebnisse messbaren Kompetenzzuwachs zur Folge hat. Inwiefern der Kompetenzzuwachs stärker ausfällt als bei einer anders gearteten Wiederholung, kann hier nicht belegt werden. Ein Hinweis auf einen überproportionalen Kompetenzzuwachs durch die Arbeiten während des Außentermins könnte die Einschätzung der Schüler zur Vorbereitungszeit für den Test geben:
Haben Sie im Vergleich zu den bisherigen Tests mehr oder weniger Zeit für die Vorbereitung investiert?
Weniger (7) mehr (3) gleich (4)
Trotz der geringeren Vorbereitungszeit konnte ein vergleichsweise besseres Resultat bei dem Test festgestellt werden. Die Frage, ob die Testergebnisse so auch bestätigt werden würden, wenn der Test nicht angekündigt worden wäre, kann hier nicht beantwortet werden.
Im speziellen Teil des Tests waren alle von den Schülern erstellten Übungsfragen gesammelt. Die Schüler sollten die Fragen von drei Themenfeldern ihrer Wahl beantworten (s. Kapitel 2), d.h. von den während der Lernsituation bearbeiteten Schulungsunterlagen der Kollegen. Es war nicht erlaubt, die selbst erstellten Schulungsunterlagen bzw. Übungsfragen zu beantworten. Als Referenz sind wieder die Zeugnisnoten angegeben:
Note (Mittelwert) | |
allgemeiner Teil | 2,7 |
spezieller Teil | 2,9 |
Zeugnisnoten | 3,2 |
Dieser Vergleich der erzielten Noten des allgemeinen und des speziellen Teils zeigt, dass es auch bei den Inhalten der bearbeiteten Schulungsunterlagen einen Kompetenzzuwachs gegeben hat. Der Kompetenzzuwachs ist bei den Themen der Kollegen etwas geringer als beim allgemeinen Teil zur praktischen Einrichtung von Server-Systemen. Im Vergleich mit den Zeugnisnoten konnte bei dem Test insgesamt jedoch auch bei den Schulungsthemen ein besseres Resultat und damit ein deutlicher Kompetenzzuwachs erreicht werden.
Im Evaluationsbogen (siehe Anhang) wurden die Schüler ebenfalls zu einer Einschätzung ihrer Kompetenzentwicklung befragt. Die Lernsituation wurde bezüglich des Lernerfolges von den Schülern überwiegend positiv beurteilt, nur ein einzelner Schüler fühlte sich schlecht vorbereitet und „ins kalte Wasser geschmissen“. Die Schüler betonen zudem den hohen Beitrag des außerschulischen Lernortes für den Lernerfolg (siehe Leitfrage 1):
- Konnten Sie einen persönlichen Lernerfolg feststellen?
sehr gut = 7
gut = 11
kann sein = 2
überhaupt nicht = 0- Hielten Sie das Niveau für angemessen?
sehr gut = 6
gut = 11
kann sein = 2
überhaupt nicht = 1- Wie beurteilen Sie den Lernerfolg beim Lernen „vor Ort“ im Vergleich zum Lernen in der Schule?
sehr gut = 3
gut = 13
kann sein = 2
überhaupt nicht = 1- Fühlen Sie sich kompetent für das Einrichten eines Servers?
sehr gut = 5
gut = 10
kann sein = 4
überhaupt nicht = 1