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Siemensstadt

Die Industrialisierung brachte Ende des 19. Jahrhunderts Großkonzerne hervor, die den historisch gewachsenen Rahmen der Städte sprengte. Die Unternehmen wanderten auf die Grüne Wiese, und um ihre Fabriken entstanden neue Stadtteile mit Namen wie Borsigwalde, Spindlersfeld oder Siemensstadt. Die zwischen Charlottenburg und Spandau gelegene Siemensstadt ist ein Beispiel für diese Entwicklung in Berlin. Im Zentrum des Stadtteils liegen nicht wie gewohnt Kirche und Rathaus, sondern die jedes Berliner Rathaus an Größe übertreffende Hauptverwaltung eines Konzerns, der mit diesem Standort erstmals seine Weltgeltung dokumentierte. Der Siemens-Architekt Karl Janisch stellte dem Verwaltungsbau mit dem eindrucksvollen Dynamowerk eine Kathedrale der Technik gegenüber. Der Kopf des Unternehmens, die Strategiezentrale, wurde mit dem technischen Herzen, der Großmontagehalle für den von Werner von Siemens erfundenen Dynamo, zu einem einheitlichen Komplex zusammengeschlossen. Die nächsten vierzig Jahre der Firmenarchitektur bestimmte der Architekt Hans Hertlein, der mit seiner unverwechselbaren Industriearchitektur einen "Siemens-Stil" schuf. Zu seinen wichtigsten Bauten in der Siemensstadt gehören die 1916 begonnenen und bis 1928 in mehreren Bauabschnitten erweiterten Shedhallen, die 1926-28 erbaute zehngeschossige Gebäudescheibe des Schaltwerkes an der Nonnendammallee, der in zwei Bauabschnitten 1928-30 und 1936/37 errichtete Wernerwerk-Hochbau am Siemensdamm und die in vier Bauabschnitten 1924 bis 1941 entstandenen fünf- bis zehngeschossigen, dreifach abgewinkelten, markanten Baukörper des Wernerwerkes XV am Siemensdamm.