jan-quast.net

AEG Wedding

Neben dem Maschinenbau hat vor allem die Elektroindustrie entscheidend die industrielle Entwicklung Berlins geprägt. Ab 1890 sind es vornehmlich in Berlin ansässige Unternehmen der Elektroindustrie, die den technischen Fortschritt in Deutschland vorantreiben und schließlich weltweit agieren. Berlins Ruf als "Elektropolis" wird vor allem von Siemens und der AEG begründet. Die AEG wurde 1883 von Emil Rathenau als "Deutsche Edison Gesellschaft" gegründet und 1887 in "Allgemeine Elekricitäts Gesellschaft" umbenannt. Die AEG errichtete ab 1895 innerhalb weniger Jahre auf dem riesigen Areal an der Brunnenstraße ein für damalige Maßstäbe gewaltiges Produktionspotential: die Apparatefabrik, die Fabrik für Hochspannungsmaterial, die Neue Fabrik für Bahnmaterial, die Großmaschinenhalle und die Kleinmotorenfabrik. An die älteren, inzwischen abgebrochenen Werksanlagen, die seinerzeit zu "Kathedralen der Arbeit" mystifiziert worden sind, erinnert noch das von Franz Schwechten 1896 in gotisierenden Formen entworfene Beamtentor. Dieses diente als Eingang für die Beamten, der Eingang für die Arbeiter lag in der Voltastraße. In den ab 1907 errichteten Industriebauten ist bereits die Handschrift von Peter Behrens spürbar, der ab 1907 als künstlerischer Beirat für die AEG eine moderne Architektur sowie ein Produktdesign entwickelte, welches Funktionalität und Ästethik miteinander zu vereinen versuchte.

1888 hatte man in der Ackerstraße mit 120 Arbeitern begonnen, 1913 waren es auf dem gesamten Gelände bereits über 14.000 Menschen. Die Beschäftigten der AEG bildeten ein Zentrum der politisch aktiven Arbeiterschaft. So beteiligten sich die AEG-Arbeiter zum Beispiel geschlossen an den Aprilstreiks von 1917. In den Januarkämpfen von 1919 leiteten AEG- und Schwartzkopff-Arbeiter mit einer riesigen Demonstration die bis dahin beispiellosen Kundgebungen ein. Im Dritten Reich leisteten AEG-Mitarbeiter aktiven und passiven Widerstand. 1935 drohte die Firmenleitung den Beschäftigten mit dem Verlust des Arbeitsplatzes wegen zu geringer Beteiligung der "Gefolgschaft an Betriebskundgebungen", bei denen zur optischen Auffüllung Angehörige der SA unter die Beschäftigten gemischt worden sind.

1978 wurde die Fabrik in der Ackerstraße von der AEG aufgegeben, 1982 schloss auch das Werk in der Brunnenstraße. Im Sommer 1984 begann der Abriss der Anlagen. Die Computerfirma Nixdorf errichtete hier eine neue Produktionsstätte, die bereits wieder geschlossen wurde.