jan-quast.net

Kraftwerk Charlottenburg

Die Errichtung eines eigenen Kraftwerkes für die Stadt Charlottenburg erfolgte durch Magistratsbeschluss von 1898. Das Kraftwerk ist ein 1900 erstmals in Betrieb gegangenes Heizkraftwerk nach dem Prinzip der Kraft-Wärme-Kopplung. Es befindet sich in der Straße Am Spreebord in Charlottenburg. Bauherren waren die Stadt Charlottenburg und die Bewag, Architekt war Georg Klingenberg.

In den ersten Betriebsjahren wohnten in diesem Stadtteil jedoch kaum Menschen, die sich Strom im Haushalt leisten konnten. Der sogenannte Lichtstrom war für 25.000 Glühlampen ausgelegt worden, Ende 1900 waren jedoch erst 8.500 vorhanden. Über "Fernleitungen" wurden die vornehmeren Teile Charlottenburgs versorgt. Dort brannten 1901 32.700 Glühlampen, und diese Zahl verdoppelte sich nun von Jahr zu Jahr. Auch der Kraftstromverbrauch entwickelte sich erst ähnlich zögerlich wie der Lichtstromverbrauch. Erster Abnehmer für Kraftstrom war die Berliner Straßenbahn. Weitere Abnehmer des Gleichstroms im ersten Jahr: neun Fabriken, 26 Metzger, vier Bäcker und sechs Drucker. 1905 leuchteten die ersten Laternen am Luisenplatz. Erst 1909 übertraf der jährliche Verbrauch an Kraftstrom den des Lichtstroms (ca. 5.700.000 kWh).

Die für die Anlage benötigte Kohle wurde über die Spree angeliefert. Im Jahre 1922 erfolgte die Eingliederung in die "Berliner Städtischen Elektrizitätswerke". 1925/26 Umbau zum ersten deutschen Hochdruck-Großkraftwerk mit Hochdruckturbinen im Zusammenhang mit der Einrichtung des ersten Fernheiznetzes Berlins. 1954-66 wurde neben dem mit Wasserdampf als Wärmeträger arbeitenden Heiznetz ein Heißwasser-Heiznetz eingerichtet. Im Jahre 2001 kam das Ende des "Dampfkraftwerkes" mit Stillsetzung des letzten der drei kohlebefeuerten Dampfblöcke. Ab 1989 erhielt das Kraftwerk eine Rauchgasreinigung, im Jahr 2001 wurde die kohlebetriebene Anlage stillgelegt. Jüngst wurde die Kohlenentladungsanlage am Spreeufer abgeräumt, hier soll ein Uferwanderweg entstehen. Im September 2006 wurde damit begonnen, den 125 m hohen Schornstein abzutragen, der bis dahin den Turm des Charlottenburger Rathauses bei weitem überragte und eine weithin sichtbare Landmarke darstellte.

Noch in Betrieb ist der früher mit Öl betriebene und seit 2003 mit Erdgas betriebene Kraftwerksteil mit drei Turbinen, der heute von Vattenfall Europe betrieben wird und eine elektrische Leistung von 325 MW sowie eine thermische Leistung von 510 MW hat.