Projektmethode

Im Rahmen der Projektmethode werden Lehr-/Lernprozesse so organisiert, dass Lernende zum Lösen komplexer Aufgabenstellungen befähigt werden, was sie zur Bewältigung von Lebenssituationen qualifiziert (vgl. Kaiser, 1999). Dabei wird das traditionelle Rollenverständnis zwischen Lehrenden und Lernenden zugunsten einer zunehmenden Selbstbestimmung der Lernenden überwunden. Die angestrebten Lehr-/Lernziele, die eingeschlagenen Vorgehensweisen und angewandten Methoden liegen im Idealfall in der Verantwortung der Schüler. In einem Projekt planen also vorwiegend die Beteiligten selber, was sie tun und erreichen wollen. Sie beraten die verschiedenen Vorschläge. Dabei verständigen sie sich über das, was sie tun wollen und führen den Plan weitgehend selber aus. Die Schüler lernen dabei, sich realistische Ziele zu setzen, mit der Zeit umzugehen, die Probleme arbeitsteilig anzupacken und ein Vorhaben zu Ende zu bringen.

Die Projektmethode ist eine der attraktivsten Unterrichtsformen. Sie erfüllt oberste Ziele unseres Bildungswesens: Erziehung zur Selbständigkeit, Kooperation und Kritikfähigkeit. Zudem lernen die Schüler in Projekten viel Fachwissen. Und: Was Ihre Schüler und Schülerinnen in einem Projekt lernen, vergessen sie nicht so schnell wie unsere Lehrervorträge. (Frey, 1998)

„Ein Gramm Erfahrung ist besser als eine Tonne Theorie, einfach deswegen, weil jede Theorie nur in der Erfahrung lebendige und der Nachprüfung zugängliche Bedeutung hat” formulierte Dewey (2000:193). Bereits das in den 90er Jahren des 19. Jahrhunderts für seine Chicagoer Laborschule entworfene Unterrichtskonzept des „learning by doing entwickelt sich aus folgenden Anforderungen (Dewey, 2000:218):

  1. Der Schüler hat eine wirkliche, für den Erwerb von Erfahrungen geeignete Sachlage vor sich.
  2. Es ist eine zusammenhängende Tätigkeit vorhanden, an der der Schüler um ihrer selbst willen interessiert ist.
  3. In dieser Sachlage erwächst ein echtes Problem und damit eine Anregung zum Denken.
  4. Der Schüler besitzt das nötige Wissen und stellt die notwendigen Beobachtungen an, um das Problem zu behandeln.
  5. Der Schüler verfällt auf mögliche Lösungen und ist verpflichtet, sie in geordneter Weise zu entwickeln.
  6. Der Schüler hat die Möglichkeit und die Gelegenheit, seine Gedanken durch praktische Anwendungen zu erproben, ihren Sinn zu klären und ihren Wert selbständig zu entdecken.

Gudjons (1986:58-68) generiert sich gegenseitig beeinflussende Merkmale des Projektunterrichts, die er eher als „einkreisende Umschreibungen“ denn als ausschließliche Definition verstanden haben will. Diese bündeln und ergänzen das Vorangestellte:

  • Situations- und Umweltorientierung
  • Orientierung an den Interessen der Beteiligten
  • Selbstorganisation und Selbstverantwortung
  • Gesellschaftliche Praxisrelevanz
  • Produktorientierung
  • Einbeziehung möglichst vieler Sinne
  • Soziales Lernen
  • Interdisziplinarität

Projektunterricht befähigt die Schüler und Schülerinnen zum Lösen komplexer Problemstellungen. Wesentliches Element am Beginn eines Projektes bildet der Austausch über Ziele und Verfahrensweisen, aus dem Selbstorganisation und Selbstverantwortung erwachsen. Bei der Durchführung eines Projektes werden pädagogisch wertvolle Erfahrungen erworben, problemlösende Denk- und Handlungsweisen praktiziert und antizipative Funktionen des Denkens, Handelns und Forschens erprobt, die zukünftige Problem- und Fragestellungen (Lebenssituationen) leichter bewältigen lassen:

Demokratische Werte werden nicht nur intentional auf der Lernzielebene vermittelt sondern im realen demokratischen Miteinander (Lernmethode). Damit bilden sie einen erfrischenden Kontrast zu den üblichen Ritualen der „verkopften Wissensschule, die durch eine eindeutige Rollenverteilung in „Wissende und „Unwissende differenziert, einhergehend mit der Angst der/des „Wissenden, als partiell unwissend entlarvt zu werden. Statt dessen ermöglichen Projekte das Erleben echter demokratischer Umgangsformen im schulischen Kontext. Damit bilden sie die Infrastruktur für demokratische Lehr-/Lernprozesse und sind Gradmesser für die intentionale Glaubwürdigkeit einer demokratischen Schule. (Jung, 2002)

Da in der Schule immer noch ein fachsystematisches und lehrgangsorientiertes Lernen dominiert, muss das in der Projektarbeit Gelernte auf die Systematik eines Unterrichtsfaches oder einer Fachwissenschaft beziehbar sein. Projekte sind mit klassischen Unterrichtssituationen zu ergänzen, um die gemachten Erfahrungen der Schüler und Schülerinnen in systematische Zusammenhänge einzuordnen bzw. an den vom Lehrplan vorgegebenen Fächern und Fachinhalten anzuschließen.

Literatur

Dewey, J. „Demokratie und Erziehung – Eine Einleitung in die philosophische Pädagogik” (Weinheim, 2000)
Frey, K. „Die Projektmethode“ (Basel, Weinheim, 1998)
Jung, E. „Projektunterricht – Projektstudium – Projektmanagement” (Gießen, 2002) bei: www.sowi-online.de
Kaiser „Projektarbeit” in: Pätzold „Wörterbuch der Berufs- und Wirtschaftspädagogik” (Bad Heilbrunn, 1999)
Gudjons, H. „Handlungsorientiert lehren und lernen: Projektunterricht und Schüleraktivität” (Bad Heilbrunn, 1986)

Von Jan Quast

Ich bin Berufsschullehrer mit dem Schwer­punkt Netzwerk­technik am OSZ IMT in Berlin. Auch zu finden auf Xing