Lernfeldkonzept

Zusammenfassung

Durch die neuen Rahmenlehrpläne und Ausbildungsordnungen und den darin formulierten inhaltlichen und methodischen Neuorientierungen ergibt sich ein großes Potential, dem durch die technischen und organisatorischen Entwicklungen verursachten Qualifikationsbedarf und damit den Anforderungen der Industrie besser gerecht zu werden.

Als ein Ergebnis konnte in einer Umfrage aus 2006 über die Zufriedenheit der Betriebsinhaber bzw. Ausbilder mit den Auszubildenden im Bereich Automotive gegenüber 2003 eine Verbesserung verzeichnet werden. Hier machen sich die hier dargestellten Neuerungen des Ausbildungsberufs des Kraftfahrzeugmechatronikers positiv bemerkbar, denn eine Mehrheit der Betriebsinhaber sieht darin eine Verbesserung der Qualifikation ihrer Berufsbewerber (vgl. Wirtschaftsgesellschaft des Kraftfahrzeuggewerbes, 2006).

Für Lehrer im elektrotechnischen Feld, welches die eingangs beschriebene Herausforderung des technischen Wandels, d.h. einer relativ kurzen Halbwertszeit der Fachkompetenz, in besonderem Maße beinhaltet, bietet das Lernfeldkonzept mit all seinen Implikationen einen ansprechenden Rahmen mit einer Vielzahl von Handlungsmöglichkeiten mit dem Ergebnis einer modernen Berufsausbildung. Diese Implikationen und Handlungsmöglichkeiten sind meiner Meinung nach in herkömmlichen betrieblichen und schulischen Ausbildungs- und Unterrichtskonzepten nicht ausreichend berücksichtigt.

Als zentrale Implikationen des Lernfeldkonzeptes stehen für mich im Vordergrund:

  • Handlungsorientierter Unterricht,
  • Konzept der Handlungskompetenz,
  • Arbeitsprozessorientierung,
  • Teamarbeit im Lehrerteam,
  • fächerübergreifender Unterricht,
  • Heterogenität von Unterrichtsklassen und
  • Wandel der Lehrerrolle vom „Unterrichter“ zum Begleiter und Moderator.

Der Punkt Teamarbeit unter den Lehrern incl. kollegialer Fallberatung und gegenseitiger Unterstützung scheint besonders im Hinblick auf einen fächerübergreifenden Unterricht nicht unwesentlich, wurde in dieser Arbeit jedoch nicht explizit angeführt.

Abschließen soll diese Arbeit mit einem Aufruf von Klippert (1991:54f), der sich auf den Wandel der Lehrerrolle bezieht und mehr Mut zu dieser neuen Rolle einfordert:

Zugegeben, es gibt in unseren Schulen manche curriculare, organisatorische und ausstattungsmäßige Restriktionen, die einem derartigen, experimentellen Unterricht im Wege stehen. Dazu gehören kleine Klassenräume, fehlende Arbeitshilfen wie Arbeitsblätter, Arbeitsmaterial, Regale, Lexika, gescheite Kopierer, etc., zahlreiche Einzelstunden, verständnislose Kollegen/Kolleginnen und andere mehr. Entscheidend ist jedoch, dass man trotz dieser Widrigkeiten damit beginnt, selbst zu experimentieren, dass man sich die viel zitierten Freiräume endlich nimmt, um einen verstärkt handlungsorientierten Unterricht zu verwirklichen, dass man die eigene Angst überwindet, Arbeitslärm könne von den Kollegen/Kolleginnen oder vom Schulleiter als schlechter Unterricht ausgelegt werden, dass man wieder lernt, bewusst zu improvisieren, Aufgaben und Probleme zu delegieren, Fehler und Lernumwege zu akzeptieren – kurzum: die Schüler loszulassen, ohne gleich ein schlechtes Gewissen zu bekommen.

Von Jan Quast

Ich bin Berufsschullehrer mit dem Schwer­punkt Netzwerk­technik am OSZ IMT in Berlin. Auch zu finden auf Xing

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