Neuordnung der Ausbildungsberufe auf betrieblicher Seite
Durch eine Neuordnung der Ausbildungsberufe im metallverarbeitenden und elektrotechnischen Bereich sollte die generelle Zusammenführung von mechanischen, elektrischen/elektronischen und informationsverarbeitenden Tätigkeiten berücksichtigt werden. Die Inhalte der Ausbildungsordnungen werden nicht wie bisher strikt fachsystematisch gegliedert, sondern in so genannten Handlungsfeldern beschrieben.
Im Verlauf der neuen Ausbildungspläne wird der Auszubildende mehr dazu angeleitet, selbständig und eigenverantwortlich zu arbeiten. Er soll neben den fachlichen Qualifikationen auch Sozial- und Methodenkompetenz erwerben. Beide Bereiche sind in den neuen Ausbildungsordnungen explizit genannt. Das alte Stufenmodell, in dessen Konzeption Rauner (2004:11) eine „Hürde für eine arbeits- und arbeitsprozessbezogene Berufsbildung“ sah und das „die Entwicklung beruflicher Handlungskompetenz erschwert“, entfällt.
Als Beispiel für einen neuen Ausbildungsplan sei hier ein Auszug aus der Ausbildungsordnung des Kraftfahrzeugmechatronikers genannt (BGBl, 2003):
Nr. | Teil des Ausbildungsberufsbildes | Fertigkeiten und Kenntnisse, die unter Einbeziehung selbständigen Planens, Durchführens und Kontrollierens zu vermitteln sind |
1 | Planen und Vorbereiten von Arbeitsabläufen sowie Kontrollieren und Bewerten von Arbeitsergebnissen | Arbeitsabläufe unter Berücksichtigung des Arbeitsauftrages, der Instandhaltungsvorgaben, Einbauanleitungen, der personellen und technischen Gegebenheiten planen, kontrollieren und bewerten Zeit-, Teile- und Materialbedarf sowie Betriebs- und Hilfsstoffe für den Arbeitsauftrag festlegen Arbeit im Team planen, Aufgaben aufteilen und Ergebnisse der Zusammenarbeit auswerten … |
2 | Qualitätsmanagement | Richtlinien zur Sicherung der Produkt- und Arbeitsqualität beachten Zur kontinuierlichen Verbesserung von Arbeitsvorgängen im eigenen Arbeitsbereich beitragen Ursachen von Fehlern und Mängeln im Arbeitsprozess systematisch suchen, bewerten, beseitigen und dokumentieren, Folgewirkungen von Fehlern und Mängeln abschätzen … |
3 | Betriebliche und technische Kommunikation | Technische Informationen interpretieren, aufbereiten, vermitteln, präsentieren und dokumentieren Kommunikations- und Informationssysteme nutzen Elektronische Informationssysteme und technische Geräte aktualisieren |
4 | Kommunikation mit internen und externen Kunden | Kommunikationsregeln als Basis effizienter Teamarbeit anwenden Mit Kunden situationsgerecht umgehen Kunden- und Lieferantenwünsche ermitteln, bewerten und Maßnahmen zur Erfüllung einleiten … |
5 | Bedienen und Inbetriebnehmen von Kraftfahrzeugen und deren Systemen | Menüfunktionen erkennen, anwenden und Informations-, Kommunikations-, Komfort- und Sicherheitssysteme bedienen Zubehör, Zusatzeinrichtungen und Sonderausstattungen codieren und in Betrieb nehmen Mechanische Notfunktionen anwenden … |
Zusätzlich wurden die Prüfungen, in denen bisher reine berufsfachliche Qualifikationen abgefragt worden sind, den neuen Kompetenzanforderungen angepasst. Daher kritisiert Rauner (2004:13) die bisherige Prüfungspraxis als kontextfreie Prüfungen, die die Ausbildungsqualität mindern. Mit dem Aufbau der prozessorientierten Prüfungen wird durch einen konkreten betrieblichen Arbeitsauftrag aus dem Einsatzgebiet des Auszubildenden bzw. durch eine betriebsübergreifende praktische Aufgabe das neue Kompetenzprofil für Facharbeiter unterstützt.
In einer ersten Evaluation zu den neu strukturierten Ausbildungsberufen wird die neue Prüfungsstruktur von Ausbildern, Berufsschullehrern und Auszubildenden positiv bewertet. Eine gesteigerte Praxisnähe, höhere Motivation der Auszubildenden und eine höhere Prozessorientierung durch das Fachgespräch sind hier die wesentlichen Ergebnisse (vgl. Bertram u.a., 2006).
Methodische Vorschläge werden in den neuen Handlungsfeldern der Ausbildungsordnungen keine gemacht, jedoch wird hier ähnlich wie beim Lernfeld eine methodische Neuausrichtung hin zu mehr handlungsorientierten Ausbil-dungsmethoden mehr oder weniger explizit erwartet.