Lernfeldkonzept

Dieser Text ist 2006 im Rahmen meiner Arbeit beim Fraunhofer Institut ISST in Berlin an einem Forschungsprojekt zur Kompetenzentwicklung in der Industrie. Im Rahmen dieses Projekts beschäftigte ich mich mit dem Einsatz von modernen Ausbildungsformen und -methoden.

Download als PDF: Lernfeldkonzept-Quast_2006.pdf

Inhalt:

  1. Einleitung
  2. Neuordnung der Ausbildungsberufe auf betrieblicher Seite
  3. Lernfelder in der Berufsschule
  4. Ausbildungs- und Unterrichtsmethoden
  5. Zusammenfassung
  6. Literatur

Einleitung

In der dualen Ausbildung herrscht ein ständiger Wandel – bedingt durch die Entwicklung neuer Technologien und Werkzeuge sowie der Veränderung von Umwelt- und Sicherheitsbestimmungen. Aktuelle Impulse sind derzeit etwa mechatronische Systeme, ihre elektronische Steuerung und Vernetzung, aber auch die Mikroelektronik und die Informationstechnologie. Insgesamt entsteht zunehmend eine komplexe Wechselwirkung zwischen elektronischen, mechanischen und informationstechnischen Komponenten.

Angesichts der hohen Dynamik der technischen Systeme beklagt die Industrie immer wieder die Praxisferne in der beruflichen Ausbildung und fordert, „die Qualifizierungsziele und -inhalte enger auf den Bedarf des Arbeitsmarktes und der Betriebe auszurichten. Notwendig ist es daher, die berufliche Bildung weiterzuentwickeln und zu modernisieren“ (BIBB, 2004:4).

Es gibt aber auch weitere Gründe für die Überarbeitung der Ausbildungsberufe:

  • große Veränderungen in den unternehmensinternen und -übergreifenden Prozessen und Strukturen
  • eine Internationalisierung der Facharbeiterebene
  • eine breite Aufgabenintegration
  • eine hohe Selbstorganisation der Arbeit

Zu den Merkmalen der veränderten Arbeitsabläufe gehören insbesondere „Prozessorientierung, verantwortliches Handeln im Rahmen des Qualitätsmanagements, die eigenverantwortliche Disposition und Terminverantwortung, eine wachsende IT-Kompetenz, zunehmende Planungssouveränität und betriebswirtschaftliche Kompetenz sowie in vielen Geschäftsfeldern das Erbringen von industriellen Dienstleistungen in unmittelbarem Kundenkontakt“ (BIBB, 2003).

Deshalb stehen nicht nur neue Technologien, sondern auch neue Organisationsformen und Prozesse im Mittelpunkt der neuen Ausbildungsordnungen und Rahmenlehrpläne. In einer Umfrage aus dem Jahre 2006 zeigten sich die Ausbildungsbetriebe u.a. unzufrieden wegen der „zu geringen Selbstständigkeit“ bei den technischen (67 % / +6 %-Punkte vs. 2003) und kaufmännischen (71 % / +10 %-Punkte vs. 2003) Auszubildenden (vgl. Wirtschaftsgesellschaft des Kraftfahrzeuggewerbes, 2006).

Als Folge sieht das BIBB zum Beispiel für den Kraftfahrzeugmechatroniker ein neues Kompetenzprofil, „das sich nicht nur durch Fachkompetenz in der Diagnose und Reparatur auszeichnet, sondern auch durch Sozialkompetenz in der Kommunikation mit Mitarbeitern und Kunden, Flexibilität, Teamfähigkeit, Zuverlässigkeit und Qualitätsbewusstsein. Die Komplexität der Systeme im Fahrzeug erfordert zudem ein Denken in Zusammenhängen“ (2003).

Neben der Neuordnung der Ausbildungsberufe auf betrieblicher Seite wird diesen neuen Anforderungen an die duale Ausbildung auch auf schulischer Seite vor allem durch die Einführung von Lernfeldern Rechnung getragen.

Schwerpunktmäßig soll in dieser Arbeit über die wichtigsten Veränderungen durch das Lernfeldkonzept diskutiert werden, eng verbunden mit der Frage, ob dieses Konzept helfen kann, den genannten neuen Anforderungen an die Qualifikationen der angehenden Facharbeiter gerecht zu werden.

Von Jan Quast

Ich bin Berufsschullehrer mit dem Schwer­punkt Netzwerk­technik am OSZ IMT in Berlin. Auch zu finden auf Xing

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