Allensbach-Studie „Digitale Medien im Unterricht“

In der Studie „Digitale Medien im Unterricht“ wurden über 500 Lehrkräfte an allgemeinbildenden Schulen und über 600 Schüler (Sek 1 und Sek 2) im Februar und März 2013 zu den Themen Medi­en, deren Nutzung und Nutzen interviewt.

Ausstattung der Schulen
Über 80% der Schulen verfügen über spezielle Computerräume, mehr als zwei Drittel bieten den Schülern Computer-Kurse oder entsprechende AGs an. An jeder dritten Schule gibt es zudem PC-Arbeitsplätze in den Klassenzimmern bzw. an 40% der Schulen frei zugängliche PC-Arbeitsplätze (Bibliotheken, Mediatheken, etc.). An einem Drittel der Schulen existiert ein Schulnetzwerk (Intra­net) und wird mit interaktiven Whiteboards gearbeitet. Laptops oder Tablet-PCs werden an 22% der Schulen im Unterricht eingesetzt, digitale Lernplattformen an 19% der Schulen.

In 60% der Schulen ist es den Schülern möglich, dass Internet auch außerhalb der Unterrichts­stunden zu nutzen, allerdings ist der Zugang in den meisten Fällen nur eingeschränkt möglich ist.

Die Ausstattung der einzelnen Schularten unterscheidet sich teilweise signifikant. Das gilt nicht nur im Vergleich der Grundschulen zu den weiterführenden Schulen. Deutliche Unterschiede bestehen vor allem zwischen den Sekundarschulen. Die Ausstattung der Haupt- und Realschulen ist in vie­len Bereichen wesentlich schlechter als an den Gymnasien: Lediglich 29% der Haupt- und Real­schulen verfügen z.B. über frei zugängliche PC-Arbeitsplätze für die Schüler, dagegen rund zwei Drittel der Gymnasien. 46% der Gymnasiallehrkräfte, nur 34% der Lehrkräfte an Haupt- und Real­schulen berichten, dass an ihrer Schule interaktive Whiteboards im Einsatz sind.

Nutzung digitaler Medien im Unterricht
Fast zwei Drittel aller befragten Lehrkräfte (Primar- und Sekundarstufe) verwenden im Unterricht zumindest gelegentlich digitale Medien wie Computer und Internet. Allerdings nur 18% geben an, Medien häufig zu nutzen. Für 12% der befragten Lehrkräfte spielen Medien im Unterricht gar keine Rolle. Vor allem an den Gymnasien gehören digitale Medien zum Unterrichtsalltag (74%), aber auch fast jede zweite Grundschullehrkraft nutzt im Unterricht zumindest gelegentlich digitale Medi­en. Insgesamt geben 21% der befragten Schüler an, dass keine digitalen Medien verwendet wer­den.

Gut ein Viertel der Schüler (27%) sagen, dass Medien an der eigenen Schule eine große oder sehr große Rolle spielen. Das meinen 36% der Lehrer.

Beim Einsatzspektrum der Medien geben die Lehrkräfte an, diese vor allem zu nutzen, um Filme bzw. Präsentationen zu zeigen (65 bzw. 61%). 57% gehen im Unterricht ins Internet, um Seiten aufzurufen. Lediglich 27% der Lehrenden lassen ihre Schüler eigenständig Fachinhalte bearbeiten und nur 9% lassen die Schüler mit Medien Hörspiele, Podcasts oder Filme zu Unterrichtsthemen erstellen. Lernprogramme werden von 54% der Lehrkräfte eingesetzt. 48% der Lehrenden vertei­len und 54% der Schüler bekommen Hausaufgaben, für die das Internet genutzt werden muss.

Allerdings nur 47% der Lehrenden haben nach eigener Aussage einen guten Überblick über die Einsatzmöglichkeiten digitaler Medien im Unterricht. Der größte Teil der Lehrkräfte hat sich seine Kenntnisse über die Möglichkeiten digitaler Medien bei der Unterrichtsgestaltung selbst angeeig­net, jede zweite hat aber bereits auch Fortbildungen besucht.

Zwei Drittel der befragten Schüler geben an, im Unterricht selbst mit Computer oder Internet zu ar­beiten. Lediglich 10% der Schüler berichten, dass digitale Medien im Unterricht ausschließlich von den Lehrern verwendet werden.

Die Nutzung digitaler Medien korreliert dabei mit der Computer- und Internetkompetenz der Lehr­kräfte, 68 Prozent der befragten Lehrer schätzen diese pauschal als gut bis sehr gut ein.

Nutzung digitaler Medien außerhalb vom Unterricht
Lehrer wie Schüler sind privat ähnlich mit digitalen Medien ausgestattet (92 bzw. 88% verfügen über ein Handy, 69 bzw. 67% verfügen über einen eigenen PC, 20 bzw. 18% über einen eigenen Tablet-PC) und nutzen diese auch außerhalb des Unterrichts rege:

  • Rund 75% der Lehrer bereiten sich mit Computer und Internet auf den Unterricht vor, 66% halten sich so fachlich auf dem Laufenden.
  • 67% der Schüler nutzen Computer und Internet für Internetrecherchen zu bestimmten The­men, zum Erstellen von Präsentationen (56%) oder um Lösungen für Hausaufgaben zu su­chen (45%).

Nutzen von digitalen Medien im Unterricht
Auswirkungen auf den bzw. Veränderungen im Unterricht durch den Einsatz digitaler Medien se­hen 42% der Lehrenden.

35% der Grundschullehrkräfte, 46% der Lehrkräfte an den Haupt- und Realschulen, plädieren für eine wichtige Rolle der digitalen Medien, lediglich 10% bzw. 37% sehen das aber an ihrer Schule realisiert. Umgekehrt ist die Situation an den Gymnasien: Hier übersteigt die tatsächliche (55%) die gewünschte Bedeutung (44%).

Für 64% der Lehrenden überwiegen die Vorteile digitaler Medien im Unterricht, bei lediglich 10% die Nachteile.

Vorteile von Medien im Unterricht:

  • Unterricht ist abwechslungsreicher (Lehrer 62%; Schüler 73%).
  • Mehr Möglichkeiten bei der Unterrichtsgestaltung (Lehrer 68%)
  • motiviertere Schüler (Lehrer 58%)
  • Neben Inhalten werden Computerkenntnisse vermittelt (Lehrer 74%; Schüler 67%). Nur 23% der befragten Schüler geben allerdings an, den Umgang mit Medien von Lehrkräften gelernt zu haben. 64% haben sich den Umgang selbst angeeignet, 45% von Freunden, 36% von den Eltern gelernt.

Nachteile von Medien im Unterricht:

  • Abhängigkeit von der Technik (Lehrer 71%; Schüler 53%)
  • nachlassende Einsicht der Schüler, dass sie selbst Wissen aufbauen müssen (Lehrer 63%)
  • Lehrer haben nicht ausreichend Medien-/Technikkenntnisse (51%; Schüler 46%)
  • Überforderung der Schüler (Lehrer 33%; Schüler 22%)

Demgegenüber sehen nur 18% der Lehrenden einen größeren Lernerfolg durch den Einsatz digita­ler Medien statt herkömmlicher Methoden. Die große Mehrheit der Schüler begrüßt den Einsatz di­gitaler Medien im Unterricht.

Die Beurteilung vom Lernerfolg digitaler Medien im Unterricht hängt ähnlich wie die Nutzung an sich stark von der Medienkompetenz der Lehrenden ab. Je höher die selbst eingeschätzte Kompe­tenz, desto höher der vermutete Lernerfolg.

Quelle: http://www.telekom-stiftung.de/dtag/cms/contentblob/Telekom-Stiftung/de/2332730/blobBinary/Allensbach-Studie+Web-PDF.pdf

Von Jan Quast

Ich bin Berufsschullehrer mit dem Schwer­punkt Netzwerk­technik am OSZ IMT in Berlin. Auch zu finden auf Xing